Die Olivenernte in der Mani
9.03.20152014 wird als eines der schwierigsten Jahre für die europäische Olivenproduktion eingehen. Spanien, weltweit größter Olivenölproduzent, beklagt massive Ernteausfälle und liegt deutlich unter der üblichen Jahresproduktion. Aus Italien wird über enorme Einbrüche im Norden berichtet. Schuld an dieser Misere sind die Wetterkapriolen im Jahr 2014 und die Olivenfliege, die von diesen Bedingungen profitiert. In Griechenland war nur der Norden davon betroffen. Am Peloponnes – und speziell in der Mani – rechnen wir für 2014 zwar mit einer leicht unterdurchschnittlichen Menge, dafür ist die Qualität des Erntematerials herausragend.
Die Olivenernte in der Mani beginnt Ende November, wenn die Sommergäste ihren Heimweg antreten, und dauert bis Ende Januar / Anfang Februar. Sie versetzt die Region in einen Zustand lebendiger Betriebsamkeit.
Moderne Ernte-Methoden, wie sie etwa in Spanien und weiten Teilen Italiens üblich sind, funktionieren hier im Süden Griechenlands nicht. Leistungsfähige Erntemaschinen umfassen dabei den Stamm des Olivenbaums und rütteln den ganzen Baum. Dafür sind die meisten Koroneiki-Bäume auf der Mani einfach zu alt, zu knorrig und zu tief verwurzelt. Darüber hinaus sind ab etwa 600 Metern über dem Meer die Hänge so steil und die Wege so steinig, dass an den Einsatz landwirtschaftlicher Fahrzeuge gar nicht zu denken ist. Hier werden die geernteten Oliven mit Eseln und Fuhrwerken zur Mühle gebracht. Um die Oliven vom Baum zu bekommen, gibt es eine Reihe sehr schonender und arbeitsintensiver Methoden.
Großflächige und engmaschige Netze werden unter die Olivenbäume gelegt,
Bei der manuellen Lese werden die Oliven händisch von den Ästen gestreift. Die Methode ist zwar ausgesprochen schonend, dafür aber mühevoll und zeitintensiv. Die Erntehelfer arbeiten mit langen Bambusstöcken, Rechen und so genannten „vibrolis“, die wie Heugabeln aussehen, deren Zacken sich allerdings wie hektische Finger bewegen und so die Oliven von den Zweigen rütteln.
Die Früchte werden in den großen Netzen gesammelt, grob von Blättern befreit und in Jute-Säcken zur nächsten Mühle transportiert. Nachdem es für die Qualität des späteren Olivenöls essentiell ist, dass der Weg zur Mühle ein kurzer ist, gibt es in der Mani duzente von Ölmühlen, und zu dieser Zeit des Jahres laufen sie fast rund um die Uhr. Es vergehen also nur wenige Stunden zwischen dem Augenblick, in dem die reife Olive vom Baum fällt und jenem, in dem das leuchtend grüne Öl aus dem Hahn der Presse rinnt. Die Luft füllt sich in diesem Moment mit dem Duft von frisch gemähtem Gras und grünen Äpfeln.
In Bezug auf Olivenöl könnte es im kommenden Jahr so sein, dass die Olivenbauern der Mani einen erheblichen Anteil daran haben werden, die europäische Ölkrise zu meistern.
Bildquelle: Mani Bläuel / Jürgen Schmücking