Olivenöl

Geburtstag einer Fabrik: Vom Einbruch zum Fest

12.07.2025

Im Jahr 1990 begannen wir, unsere erste richtige Fabrik zu bauen. Bis dahin waren wir mit unserer manuellen Abfüllung von Ort zu Ort gezogen – immer wurde es uns bald zu eng. Zuletzt waren wir in den Keller unserer ersten Mitarbeiterin Kiki gezogen, wo wir Flaschen abfüllten und etikettierten. (Kiki arbeitet übrigens bis heute bei uns. 😉)

Die Menschen hatten großes Interesse an biologischem, hochwertigem Olivenöl, und so wagten wir den Entschluss, endlich eine eigene „Fabrik“ zu bauen – unsere ersten vier Wände mit Büro, Lager und Abfüllbereich.
Es war ein riesiger Schritt. Wie könnte es sich auch anders anfühlen, wenn man zum ersten Mal im Leben eine Fabrik baut?
Ein Grundstück in dieser Größe zu finden, das bezahlbar ist und auch die nötige Infrastruktur für LKW-Zufahrten bietet – und dann: Wo bauen wir die Fabrik? (Und wer macht das? 😉)

Irgendwann stand fest: Unsere Fabrik wird in Pyrgos gebaut und unser Baumeister Stavros würde es errichten.

 

Träume, Entscheidungen und ein großer Plan

Viele Abenteuer, Meinungsänderungen und Verwirrungen lagen vor uns. Die Fabrik sollte weit, offen, einladend und erweiterbar sein – und gleichzeitig schön und menschlich. Bewusst oder unbewusst war uns klar: Hier würden viele Menschen ihr halbes Leben verbringen.

Nach zwei Jahren Bauzeit – die Fenster waren gerade eingebaut – beschlossen wir kurzfristig: „Jetzt müssen wir eröffnen. Unbedingt zur Erntezeit!“ Denn es ging ja um Olivenöl und um unsere Produzenten. Sie sollten spüren, dass ihr grünes Gold bei uns zu Hause ist, sicher und geliebt – wie auch unser Team und wir selbst, inklusive unserer beiden wunderbaren Kinder.

Am 29. November war es soweit: Unsere Familien, Freunde und natürlich unsere zahlreichen Bio-Bauern standen um 11:00 Uhr festlich gekleidet vor der Türe – nicht ahnend, dass um Mitternacht zuvor noch nicht einmal die Toiletten angeschlossen gewesen waren.

In den oberen Räumen improvisierten wir eine Ausstellung mit Werken lokaler Künstler:innen. Vom Innenbalkon konnte man auf die noch leere Fabrikhalle hinunterschauen, mit zwei großen, leeren Edelstahltanks und einer weißen VW-Pritsche mit 800 Litern frischem Öl – ein Vorgeschmack auf die künftigen großen Ölbewegungen in dieser Halle.

Ein Fest mit Liebe, Musik und unvergesslichem Essen

Aus den Nachbardörfern borgten wir Tische und Stühle, damit das riesige Buffet würdig geplündert werden konnte. Das kulinarische Konzept: Jede Mitarbeiterin, Bäuerin und Wirtin, die ich kannte, bat ich, ihr bestes Gericht mitzubringen.

 

Das Fest war rauschend. Die Menschen voller guter Wünsche und Zuversicht.
Die Musik, von Kosta auf dem Bouzouki geklimpert, und Dimitris, unser Agraringenieur, spielte Tavli.

 

Um 12:00 Uhr schnitt Felix, damals 8 Jahre alt, das Band durch – ein symbolträchtiger Moment.

 

Einbruch und die Geburt der Tradition

Noch heute erfasst mich tiefe Feierlichkeit, wenn ich nachts von den Dörfern herabfahre, die Fabrik im Licht sehe und Dankbarkeit und Heimatgefühl mich durchströmen – so wie an diesem ersten Abend.

Doch dann wurde eingebrochen. Ausgerechnet am 29.11. Die Diebe warfen den kleinen Safe aus dem Bürofenster im 1. Stock und verschwanden mit der Beute. Wir waren schockiert und verstärkten die Sicherheitsmaßnahmen, legten uns Hunde zu, die die Fabrik bewachen sollten.

Unglaublich, aber wahr: Exakt ein Jahr später, erneut am 29.11. – dem Geburtstag der Fabrik – wurde wieder eingebrochen. Diesmal verlief es dramatischer und doch „liebevoll griechisch“ zugleich:
Der Dieb hängte unsere (sehr zahmen) Wachhunde einfach im Dorf an, anstatt sie zu vergiften. Niki, unsere Finanzperle, die noch arbeitete, war im Büro und konnte den Dieb sogar dazu überreden, ihren Laptop mit all den wichtigen Finanzunterlagen dabeizulassen – was dieser tatsächlich tat. Dann sperrte er sie in die Toilette ein und verschwand. Sie konnte irgendwann Fritz kontaktieren, der sie befreite.

Die Entscheidung: Ab jetzt wird bewacht – und gefeiert

Nach diesen zwei Schockmomenten beschlossen wir: Wir werden unsere geliebte Fabrik ab jetzt jedes Jahr am 29.11. gemeinsam „bewachen“.

Seitdem feiern wir jedes Jahr – anfangs im ursprünglichen Stil in der Abfüllhalle: Jeder bringt etwas mit, es wird getanzt, geredet, bedankt, resümiert und gemeinsam aufgeräumt. Mal größer, mal kleiner, manchmal nicht exakt am 29. wegen Wochenenden.
Aber der Dieb – der kommt seither nicht mehr. Er weiß, wir passen auf. 😉